Psychotherapie und Neurofeedback bei (ADHS)
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
ADHS liegt (nur) vor, wenn
1. unaufmerksames und impulsives Verhalten mit oder ohne deutliche Hyperaktivität ausgeprägt ist
2. nicht dem Alter und Entwicklungsstand entspricht und
3. zu deutlicher Beeinträchtigung in verschiedenen sozialen Bezugssystemen und im Leistungsbereich von Schule und Beruf führt.
(Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder-und Jugendärzte e.V.)
Wenn also die Ausprägung der ADHS-Symptome die Leistungsfähigkeit so beeinträchtigt, dass Schule, Ausbildung, Beruf und der Erwerb von Alltagskompetenzen gefährdet ist, es im sozialen Bereich (Familie, Nachbarschaft, Mitschüler, Freunde, Kollegen usw.) Schwierigkeiten gibt, ebenso wenn das Selbstwertgefühl darunter leidet oder gar weitere psychische Störungen (Suchtgefahr, Depressionen, Aggressivität) die Folge sein könnten, ist dringender Handlungsbedarf geboten.
Nach der Abklärung und Diagnostik ist eine multimodale Therapie ratsam.Darunter versteht man ein Behandlungskonzept, das sich aus einer Kombination unterschiedlichster Bausteine, je nach individueller Symptomatik und Problematik des Kindes, zusammensetzt.
Auch der Leidensdruck des Kindes oder Jugendlichen mit ADHS und seiner Familie spielt hier eine mitbestimmende Rolle.
Meine Arbeitsweise bei ADHS ADS
- Beratung und Aufklärung der Eltern und des Kindes über das ADS. (Psychoedukation)
- Problemanalyse und Benennung der Therapieziele
- Neurofeedback
- Biofeedback
- Psychtherapie
- Behandeln von begleiternde Störungen wie: Ticstörungen oder ein Tourette-Syndrom, Depressive Störungen, Angst- und Zwangserkrankungen, Störungen des Sozialverhaltens / Aggressivität
Trainingsbausteine ADS/ADHS:
- progressive Muskelentspannung (Jacobsen)
- Körperwahrnehmungsübungen
- Atemübungen
- Fantasiereisen
Elterntraining zur Verminderung der Symptomatik in der Familie
Hier lernen Eltern klar und deutlich mit dem Kind zu kommunizieren, erwünschtes Verhalten des Kindes zu verstärken und unerwünschtem Verhalten mit angemessenen Konsequenzen zu begegnen.
Im Verlauf der Therapie werden wir gemeinsam regelmäßig folgende Punkte beurteilen, um den Behandlungserfolg abschätzen und gegebenenfalls die Therapiemaßnahmen neu anpassen zu können:
- Entwicklung der Kernsymptome Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität und Hyperaktivität
- Schulische Leistung und dortiges Verhalten
- Emotionale Entwicklung
- Beziehung zu Gleichaltrigen
- Freizeitaktivitäten
- Familiäre Beziehung
- Selbstwahrnehmung und Selbstkontrolle
- Selbstwertgefühls
- sozialen Kompetenz
Als erklärtes ADHS-Therapieziel steht an erster Stelle für alle Beteiligten eine Verbesserung der Lebensqualität.
Was passiert, wenn ADHS unbehandelt bleibt?
Bleibt eine ADHS unbehandelt, dann kann das für das Kind weitreichende und lebenslange Folgen haben. Die Auswirkungen treffen nicht nur die ADHS-Kinder selbst, sondern auch ihre Familien und ihr weiteres soziales Umfeld.
Welche negativen Auswirkungen hat eine unbehandelte ADHS auf die …
- schulische Entwicklung?
Schulzeit bedeutet für Kinder mit ADHS häufig Leidenszeit. Es fehlt ihnen an Ausdauer und Konzentration für die geforderten Aufgaben. Flüchtigkeitsfehler und ständiges Stören des Unterrichtskönnen schnell zu schlechten Noten führen. Auch wenn Intelligenz und Begabung grundsätzlich der Schulform entsprechen, ist die Gefahr einer „negativen Schulkarriere“ groß. Etwa 35% der ADHS Jugendlichen gehen vorzeitig und ohne entsprechenden Abschluss von der Schule ab. Etwa 46% der ADHS-Kinder werden wegen aggressiven Verhaltens von der Schule gewiesen. Ein solcher Schulverlauf verringert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich. In der Schule selbst lassen mangelnde Anpassungsfähigkeit an vorgegebene Verhaltensregeln und impulsives Störverhalten Kinder mit ADHS auch im Klassenverband oft zu unbeliebten Außenseitern werden. Durch die Erfahrungen von Ablehnung, Unverständnis und Misserfolgen nimmt die Spirale der negativen Entwicklung ihren Lauf und der Schulalltag wird für diese Kinder zur Qual.
- soziale Entwicklung?
Schon im Kleinkindalter kann das auffällige Verhalten von ADHS-Kindern zur Ablehnung bei Spielkameraden führen: Keiner will mit ihnen spielen und sie werden nicht zu Geburtstagsfeiern eingeladen. So können die Kinder nicht lernen, stabile Freundschaften aufzubauen. Sie neigen schon früh zu Depressionen und entwickeln nur geringes Selbstwertgefühl. Diese frühen Erfahrungen sozialer Ablehnung wirken nachhaltig bis ins Erwachsenenalter und erhöhen die Anfälligkeit, in die „falschen Kreise“ zu geraten. Untersuchungen konnten nachweisen, dass die Gefahr für kriminelle Handlungen oder Suchterkrankungen bei unbehandelter ADHS deutlich höher ist. Häufig ist die Drogen- oder Alkoholsucht auch ein Weg, den „inneren Motor“, der ständig auf Hochtouren läuft, herunter zu schalten. In Fachkreisen wird das auch „Selbstmedikation“ genannt. - gesamte Familie?
Der Alltag mit ADHS, die ständigen Reibereien und Konflikte zwischen Eltern und Kindern, aber auch der Eltern miteinander, stellen die ganze Familie auf eine enorme Belastungsprobe. Nicht selten kommt es zu heftigem Streit über Erziehungsfragen und zu Schuldgefühlen der Eltern, in der Erziehung ihres Kindes versagt zu haben. Scheidung ist nicht selten die Folge. So kommen in Familien mit ADHS-Kindern 3-5mal mehr Trennungen und Scheidungen vor, als in Familien ohne ein ADHS-Kind. Auch die Geschwister sind stark belastet: Die naturgemäß erhöhte Aufmerksamkeit für das „Problemkind“ führt zu Eifersucht und Geschwisterrivalität. Durch ein ADHS-krankes Kind werden Eltern häufig gezwungen, ihren Beruf zu vernachlässigen, Teilzeit zu arbeiten, oder die Berufstätigkeit ganz aufzugeben – auch wenn dies finanzielle Einbußen für die ganze Familie und Nachteile für die eigene berufliche Entwicklung bedeutet. In mehreren Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Eltern von ADHS-Kindern häufiger an Stress-Symptomen, Schuldgefühlen, sozialer Isolation, Depressionen und Ehekrisen leiden als die Eltern gesunder Kinder. - Gesellschaft allgemein?
Diese durch ADHS verursachten Gesundheitskosten und die wirtschaftlichen Konsequenzen für die Gesellschaft werden häufig übersehen. Das Missbrauchs- und Suchtrisiko für Alkohol, Nikotin und Drogen liegt bei Jugendlichen mit ADHS deutlich höher. Sie sind im Schnitt auch deutlich jünger, wenn sie das erste Mal zu Drogen und Alkohol greifen, als Kinder und Jugendliche ohne ADHS. Studien haben erwiesen, dass die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter wieder von der Sucht loszukommen, bei ADHS-Patienten geringer ist.